Erfahrungen mit Wärme und Stress gesammelt
28.06.2019 | Feuerwehr Gangelt | Autor: Oliver ThelenIn den vergangenen Wochen absolvierten insgesamt rund 45 Atemschutzgeräteträger der Feuerwehr Gangelt eine Realbrandausbildung in der Wärmegewöhnungsanlage (WGA) der Feuerwehr Erkelenz. Bei mittleren Raumtemperaturen von mehr als vierhundert Grad konnten sich die Teilnehmer auf den Hochsommer gut vorbereiten.
Durch die Teilnahme an Übungen und Unterweisungen erhalten Atemschutzgeräteträger theoretische und praktische Erfahrungen über das Verhalten im Einsatzfall. Die enorme Hitze eines Brandes ist bei Übungen jedoch nur schwer zu simulieren. Aus diesem Grund sind Wärmeerfahrungen in speziellen Übungsanlagen eine wichtige und sinnvolle Ergänzung der Ausbildung.
Denn im Laufe der letzten Jahre hat sich das Brandverhalten bei Wohnungsbränden sehr stark verändert. Andere Baustoffe, ein hoher Anteil an Kunststoffen in den Möbeln, die Brandlast in Gebäuden hat sich vervielfacht und Bauordnungen wurden geändert. Je besser ein Gebäude isoliert ist, umso weniger Sauerstoff gelangt zunächst an den Brandherd und das Feuer entwickelt sich ganz anders als früher. Durch die vielen Kunststoffe in den Gebäuden entstehen große Mengen an gefährlichem und brennbarem Brandgasen, die sich immer mehr erhitzen und schließlich, wenn sie sich mit Sauerstoff vermischen, (Tür wird geöffnet, Fensterscheibe zerplatzt) oft schlagartig mit einem extremen Temperaturanstieg durchzünden. Ein rechtzeitiges Entweichen der gefährlichen Brandgase, evtl. noch vor dem Eintreffen der Feuerwehr, wird oft durch die gute Gebäudeisolierung und die Doppelverglasung der Fenster verhindert. Bei der Durchzündung von Brandgasen spricht man häufig von Rauchgasdurchzündung, Rauchgasexplosion etc. Teilweise verbrennt der Brandrauch explosionsartig, was wiederum einen hohen Druckanstieg zur Folge hat. Diese Situationen sind für Feuerwehrleute extrem gefährlich. Nur eine gute und gezielte Ausbildung und die entsprechende Schutzkleidung können dazu beitragen, dass die Situationen richtig eingeschätzt und die enormen Temperaturen von bis zu 1000 Grad Celsius (im Deckenbereich) bei Wohnungsbränden ausgehalten werden können.
In der Wärmegewöhnungsanlage (WGA) wird durch die Verbrennung von Holz in einer Containeranlage eine Grundhitze erzeugt, in der die Teilnehmer arbeiten müssen. Die vier Übersee-Container der WGA der Feuerwehr Erkelenz sind fest miteinander verbunden. In einem Container wird eine Art Lagerfeuer aus Holzpaletten angezündet, wodurch sich Wärme und Rauch in den angeschlossenen Containern verbreiten. Die Teilnehmer müssen in den angeschlossenen Containern verschiedene Hindernisse bewältigen und erlernen in den heißen Räumlichkeiten spezielle Suchtechniken sowie das Vorgehen bei kritischen Situationen. Zwischendurch schauen die Teilnehmer auch immer wieder im eigentlichen Brandraum vorbei und lernen dort die Vor- und Nachteile moderner Schutzbekleidung sowie die Wirkung von Wasser und Wasserdampf kennen. Die Einsatzkleidung der Feuerwehr ist äußerst effektiv. Hierbei besteht jedoch die Gefahr, dass die Situation unterschätzt wird, denn die tatsächliche Hitze spüren die Einsatzkräfte durch die gute Schutzkleidung nur bedingt. Direkt spürbar ist jedoch die Wechselwirkung von Wasser und Wasserdampf. Während zu wenig Wasser dem Feuer nichts ausmacht, hat zu viel Wasser eine direkte Wirkung auf alle Lebewesen die sich in der Nähe befinden. Aus einem Liter (Lösch)Wasser werden schlagartig 1.700 Liter heißer Wasserdampf, der den Einsatzkräften entgegen schlägt.
Nach dem ersten Durchgang und einer kleinen Erholungspause absolvierten die Teilnehmer einen weiteren Durchgang mit dem Schwerpunkt Türöffnung und Raumkühlung. Hierbei erlernten die Teilnehmer verschiedene Techniken eine Tür zu einem Brandraum zu öffnen und den mehrere einhundert Grad heißen Raum zu kühlen.
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